Donnerstag, 31. Juli 2014

Warum "Dann mach's doch selbst!" nicht immer die Antwort sein kann

Dieser Satz fällt früher oder später in fast jeder Diskussionen über Kleidung in Größen, die nicht jeder Laden abdeckt oder als Antwort darauf, wie mensch sich einkleiden kann und fair einkaufen möchte, sich aber Fairtrade nicht leisten kann. Wer selbst näht, kennt die Antwort darauf sicher bereits, für alle anderen drösele ich das jetzt mal relativ praxisnah (zur Erinnerung: Ich lerne Modedesign und dabei auch schneidern.) auf.

Zunächst mal: Nein, es ist nicht "total einfach" nähen zu lernen. Nein, es geht nicht mal eben so nebenher. Ein paar schiefe Nähte in Stoff zu bekommen, mag für viele noch kein großes Hindernis sein. Ein fertiges, tragbares Kleidungsstück herzustellen, das aus mehreren Teilen zusammen gesetzt wird, ist allerdings eine ganz andere Sache. Es erfordert Übung, es erfordert das Aneignen von Wissen, das Erlernen verschiedener Techniken. Mitunter braucht es Probestücke und nicht alle Fehler können korrigiert werden, das heißt es passiert durchaus, dass am Ende nur ein hübscher Putzlappen heraus kommt. Nähen frisst Zeit, die muss also erst mal vorhanden sein, neben Arbeit/Familie/alltäglichen Verpflichtungen.

Der Punkt, an dem ich fast schon lachen muss, ist, wenn Menschen erzählen, dass es günstig(er) sei zu nähen. Nichts, aber auch gar nichts am nähen ist günstig. Das lässt sich am besten zeigen, indem eins sich anschaut, was für den Prozess so gebraucht wird.

Grundlage ist eine Nähmaschine. Mein kleines Ikea Maschinchen hat 80€ gekostet. Ich will ein Tshirt aus Stretchstoff (z.B. Jersey) nähen? Geht damit nicht wirklich, ich brauche eine Overlock-Maschine  kostet so ab 200€ (bis zu 600-700€ für Haushalts(!)geräte, ich habe noch keine, u.a. weil ich sie mir bisher nicht leisten konnte). Schneiderpuppe? Meine (nicht mal größenverstellbar) lag bei 80€, verstellbare die nicht gleich auseinander bzw umfallen kosten auch schnell mal 200€. Stoffschere? Maßband? Stecknadeln? Hatte ich zum Glück schon vorher günstig gekauft, 15€ für ein Nähset von Ikea. Dafür ist die Schere aber auch in der Mitte stumpf umd schwergängig. Anderes Modell? Zwischen 15-50€. Taillenmaßband 6€. Brauchte dann leider doch noch andere Stecknadeln, wieder 5€ weg.

Für die Ausbildung brauchten wir zum Üben jede Menge Baumwollstoff, der war günstig, 5€ der Meter, insgesamt 75€, 5m Futterstoff 45€, 5m Vlieseline (zum Verstärken von Revers etc.) 20€. Reißverschlüsse wie wir sie für unsere Übungen und Übungsröcke brauchen? Ab 2,50€ das Stück im Laden (Nahtverdeckte mehr), günstig online ergattert und 9€ für 50 Stück bezahlt, natürlich dafür nicht so hochwertig. Mein Bügeleisen hat nur 3€ gekostet, taugt aber auch nicht viel. Das Bügelbrett war ein Geschenk, Glück gehabt, beides braucht es nämlich auch zum Nähen.

Als Beispiel für einen ganz simplen Rock, den ich für mich nähen wollte: Stoff der mir gefällt, Futter und Gummiband gekauft -> 40€ weg und noch nichts genäht. Wenn ich ein Schnittmuster brauche, kommen da nochmal ca. 10€ drauf. (Download ist billiger erfordert aber Internetzugang, einen Drucker und viel Zeit.) Modische Stoffe mit aktuellen Farben/Mustern sind teuer. Beispiel: Ich wollte mir eine  Leggings mit Galaxyprint nähen. Der entsprechende Stoff in meinem Stoffladen kostete 70€ pro Meter, das hatte sich also direkt wieder erledigt. (Und? Schon mal eine popelige Leggings für über 70€ im Laden gesehen?)

Selbst wenn ich für all das jetzt das Geld ausgegeben habe, weiß ich immer noch nicht, wie die Nähmaschine funktioniert, wie der Faden eingefädelt wird, wie ich die obere und untere Fadenspannung einstellen muss, welchen Stich ich brauche, wie ich die Teile zusammen bringe. Ich muss auf den Fadenlauf achten, wenn ich den Stoff mithilfe des Schnitts zurecht schneide. (Auf dem Boden, weil es viel Platz braucht, oder auf einem sehr großen Tisch, den ich auch erst mal brauche und den Platz dazu.)

Übertritt, Untertritt, Kellerfalte, Doppelsteppstich - um diese Begriffe zu kennen und einordnen zu können braucht es einen Nähkurs, oder zumindest entsprechende Bücher, oder Intenetanleitungen, in die ich mich dann erst einlesen muss. Das erfordert alles Zeit, Ressourcen, Internetzugang und natürlich auch Geld.

Für den Anfang ist es einfacher fertige Schnittmuster zu benutzen, die natürlich wieder etwas kosten und was besonders hilfreich ist: Das Größenproblem gibt es hier auch. Der Großteil der Schnitte hört, wie die handelsübliche Konfektionsware, in den 40er Größen auf.

Da ich momentan ja selbst nähen lerne, kann ich sagen, dass es Gold wert ist eine Person zu haben, die dabei ist, Fragen beantworten und Hilfestellungen geben kann. Manchmal sind Fehler eben nicht so offensichtlich und es kostet dann einige Nerven heraus zu finden was falsch lief. Alleine zu Hause wäre ich nie so weit gekommen und dort habe ich auch keine hochwertige Bügelstation mit verschiedenen Hilfmitteln, keine Bügelpresse, keine Industrienähmaschine mit der es sich natürlich viel besser arbeiten lässt als mit meinem Ikea Maschinchen (kostet allerdings auch locker das 20-fache).

Wir hatten übrigens in der ersten Woche ein reines Nähpraktikum, in dem wir nur die Maschinen ausprobiert und verschiedene Nähte und Säume geübt haben, sonst nichts. Weil das ja alles so easy ist.
Eigene Schnitte erstellen? Dazu haben wir ein eigenes Fach, eigentlich sogar zwei. Erfordert einen Schneiderwinkel (22€) und jede Menge(!) Seidenpapier, dass wir in der Schule bekommen, das im Laden aber natürlich kostet. Schnitte zu erstellen ist eine fummelige Arbeit, die es erfordert mit den entsprechenden Maßen auszurechnen, wie das Kleidungsstück auszusehen hat.

Auf dieses Thema komme ich heute übrigens im Zuge einer Diskussion über bewussten Kosum auf Twitter, mit dem Aufruf, keine "Billigmode" zu kaufen. Dass dies allerdings nicht für alle einfach so funktioniert haben viele dann klar gestellt. Irgendwann wurde dann vorgeschlagen doch selbst zu nähen, was in diesem Zusammenhang nicht wirklich Sinn macht. Nightlibrarian Anna brachte mich dann auf die Idee das alles auch mal finanziell aufzudröseln. Was etwas schwierig ist, da meine Ausbildung ja nicht nur aus Nähunterricht besteht und das somit nicht ganz zu trennen ist. Außerdem kommt noch "Kleinkram" dazu wie Kreidestifte, Boxen für besagten Kleinkram, Garn, Nähnadeln, Knöpfe, Fadenauftrenner etc. pp dazu, den ich wirklich nicht mehr genau benennen kann. Es summiert sich allerdings und ich denke, es wird trozdem klar, dass selber nähen keine generelle und schon gar keine günstige Alternative ist um sich einzukleiden.
Warum es generell nicht so einfach ist "Billigmode" zu boykottieren hat Puzzlestücke in ihrem Blog sehr gut erklärt.

Edit: Bei Anna findet ihr einen Schwester-Post über Aufwand/Kosten des Strickens verfasst und dabei auch einen Punkt erwähnt, den ich hier gar nicht bedacht habe, nämlich den Stundenlohn, der beim Handarbeiten anfällt. Außerdem hat sie sich die Mühe gemacht und die Twitter-Diskussion noch ausführlicher wieder gegeben.

Danke auch an Susanna, die das hier in den Kommentaren ebenfalls angemerkt hat. teiledesganzen hat sehr schön die einzelnen Arbeitsschritte aufgelistet, es lohnt sich sehr das ebenfalls zu lesen.

18 Kommentare:

  1. Liebe Alex,

    Ich geb dir im großen und ganzen recht und hab darüber auch vor kurzem einen blogeintrag http://janaslieblingsdesigner.blogspot.co.at/2014/07/kritischer-blick-auf-die-textilindustrie.html geschrieben.

    Ich bin echt kein modeblogger.
    Es gibt aber durchaus einiges an schnittmustern für große Größen. Google doch mal "frau liebstes", "cinderella zwergenmode" (auf meinem blog sind sie auch verlinkt)
    Probestoff kauf ich ditte von ikea kostet €2 der Meter.

    Klar läppern sich die Gesamtkosten, aber jetzt kostet mich ein shirt oder Pullover der passt meistens keine 25 € und ist damit wesentlich günstiger als ulla popken und dergleichen. Und hat vorallem Farben und Muster die mir gefallen

    Lg Claudia

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    1. hallo claudia!
      ich war auch so lange auf der suche nach günstigem probestoff und verwende ebenfalls DITTE von ikea um 1,99. hab bis jetzt blau und weiß verarbeitet. weiß lässt sich auch perfekt färben, falls das probestück doch gut wird ;-))
      die betrachtungern von alex gefallen mir sehr gut und es liegt wahrheit drinnen, aber ich hab für mich folgende erfahrung gemacht: wenn ich endlich einen schnitt für mich gefunden habe, dann kann ich viele verschiedene teile daraus kreieren, mit stoffen die mir gefallen, mit vielen varianten...UND jetzt kommt das beste - es werden UNIKATE und diese strotzen vor energie und das tragegefühl ist einfach unbeschreiblich GUT :)) vlg lemulifa

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  2. Ich habe mit Mitte zwanzig ein paar Sachen selbst genäht, immer mit Fertigschnitten, immer darauf geachtet, dass "quick and easy" darauf stand. Hat irgendwie geklappt, so dass ich die Sachen gerne angezogen habe, aber ich war nicht so perfektionistisch. Als künftige Modedesignerin musst du natürlich perfektionistisch sein, und einige der Nähbloggerinnen scheinen es auch zu sein.

    Was in deiner Rechnung fehlt: Die Arbeitszeit. Wenn man sich überlegt, wie lange man braucht, um ein Kleidungsstück zu nähen, und dann mit einem Stundenlohn multipliziert, den man für sich selbst für angemessen hält, kommt man schnell auf einen Preis, der höher liegt, als das, was man im Laden ausgibt.

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    1. Nähen mit zusammengebissenen Zähnen, obwohl man es imständig hasst, ist echt Zeit- und Geldverschwendung. Man kann den Preis von Industrieware nicht unterbieten, bzw. wenn man dafür 16 Stunden in ein Stück steckt, obwohl man jede einzelne Minute davon hasst, dann wiegt das den günstigen Preis nicht auf.

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  3. So much THIS.

    Mir liegt zwar auch öfter "selbernähen!" als Lösungsidee für allerlei Bekleidungsprobleme (meine eigenen eingeschlossen) auf der Zunge, aber dann erinnere ich mich i.d.R. schnell wieder daran, wie lange selbst wirklich simple Änderungsvorhaben zuweilen auf meinem Nähhaufen liegen, ganz zu schweigen von Neuanfertigungen, am besten noch mit aufwendigen Passformanpassungen. Und da rede ich noch nichtmal von Geld (das hast du ja bereits erschöpfend getan), sondern erstmal "nur" (und ergänzend zu dem, was du bereits gesagt hast) von Zeit.

    Wenn Nähen nämlich schnell gehen soll, erfordert das entweder a) enorm viel Übung, bis auch komplexe Schnitte/Techniken zur Routine geworden sind, oder b) eine Beschränkung auf absolut simple Schnitte und Materialien (Hosen und alles, was irgendwelchen Körperformen passgenau folgen soll, fallen also schonmal komplett raus, ebenso weiche, fließende Stoffe oder die Mehrheit aller Taschen, Krägen, Reißverschlüsse, etc.), oder c) eine enorm hohe Toleranz gegenüber schlechtem Sitz und/oder schlechter Verarbeitung.

    Und selbst dann muss eins Zeit haben für (ich folge mal deinem Beispiel und schlüssele die typischen Schritte bei der Erstellung eines durchschnittlichen Kleidungsstücks auf, für die, die sich nicht so gut mit dem Thema auskennen):
    - Stoff aussuchen/kaufen (dauert umso länger, je spezieller die Stoffwünsche sind)
    - Stoff vorwaschen(!!!)
    - Schnittmuster aussuchen (Schnittmuster selber erstellen lasse ich hier mal weg)
    - aktuelle Körpermaße nehmen
    - Maße mit Schnittmuster vergleichen, richtige Größe bestimmen (denn glaubt bloß nicht, dass die markenübergreifend einheitlich sind oder mit eurer Konfektionsgröße übereinstimmen!)
    - Schnittmusterteile in der richtigen Größe ausschneiden
    - Schnittmusterteile auf den Stoff stecken und aufzeichnen
    - Stoff zuschneiden
    - Stoffteile zusammenstecken (mit Stecknadeln)
    - Stoffteile zusammenheften (d.h. alles mit sehr groben Stichen zusammennähen, i.d.R. von Hand, v.a. kurvigen Nähten bzw. bei fließenden oder dicken Stoffen)
    - anprobieren und Passform überprüfen (und schlimmstenfalls nochmal ganz vorn vorne anfangen)
    - Änderungsnotwendigkeiten definieren (hier kann gerne auch noch eine ausführliche Recherche über die tatsächliche Ursache und die Beseitigung des Problems dazwischenkommen!)
    - Änderungen markieren und abstecken/heften
    - nochmal anprobieren
    - Teile zusammennähen (je nach Komplexität des Schnitts kann das SEHR lange dauern)
    - zwischendurch immer wieder Nähte auseinanderbügeln (ja, bügeln ist NOTWENDIG)
    - nochmal anprobieren
    - ggf. nochmal Änderungen einarbeiten (sorgfältiges Auftrennen von Maschinennähten dauert ebenfalls SEHR lange, v.a. bei dünnen/elastischen Stoffen)
    - spätestens jetzt alle offenen Stoffkanten versäubern (d.h. mit Zickzackstich umnähen)
    - Säume nähen
    - Heftfaden überall entfernen
    - finale Details wie Knöpfe, Knopflöcher, Reißverschlüsse, o.ä. einarbeiten
    - ggf. fertiges Kleidungsstück waschen/bügeln
    - anziehen!

    Und wenn das alles nicht so enorm zeitaufwendig wäre, dann würde ich viel öfter für Menschen, denen Stangenware nicht richtig passt (oder einfach nicht gefällt), Änderungen existierender Kleidungsstücke oder gleich komplette Maß-Neuanfertigungen machen...

    Oh, und P.S. zum ethisch-politischen Teil des Ganzen: Ich bin absolut sicher, dass ein erheblicher Großteil der (relativ) günstigen Stoffe/Materialien/Ausrüstungsgegenstände ganz bestimmt NICHT unter fairen Bedingungen produziert wurde. Was auch wieder bedeutet, dass faire/ökologisch akzeptable Ware teurer und schwerer erhältlich ist und es wesentlich weniger Auswahl davon gibt (fair gehandelte und ökologisch verträgliche Stretchstoffe mit Galaxy-Print? vergiss es! selbst wenn das Geld dafür da wäre...). Auch in diesem Punkt kommt das Argument "selbernähen ist ethisch korrekter" also nicht hin.

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  4. Sehr richtig, wie du das alles aufgedröselt hast! Ich habe sehr viel selbst genäht und es ist echt kein Spaß, wenn man z.B. eingeladen ist und ein Kleid oder gar einen Hosenanzug braucht und innerhalb von wenigen Wochen neben Arbeit etc noch vom Schnitt zum Probestück und zum fertigen Kleidungsstück kommen muss.

    Wer wenig Geld hat aber über viel Zeit verfügt, kann z.b. Reißverschlüsse aus ungeliebten Kleidungsstücken trennen und alte Kleiung umarbeiten.
    Aber auch das ist eher ne schöne Spielerei und weniger eine Lösung für die komplette Alltags- und Festgarderobe.

    Bei Verwandten nach Bettwäsche fragen ist übrigens auch ein guter Tipp um an Stoff für Probestücke zu kommen.

    Alles Liebe

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  5. natürlich ist selber machen nur dann günstiger wenn man es schon kann, und an einer guten ,günstigen stoffquelle sitzt. ich glaube da liegt auch der hase im pfeffer. ich selbst gebe nähkurse und erlebe viele, die genauso denken. schnell,billig und gut. genauso wie hm und nkd und kik und c+a.
    nähen ist handwerk. durschnittliche ausbildungsdauer einer einfachen damenschneiderin 3 jahre in vollzeit. dann kann sie aber längst noch nict alles. ich nähe seit 25 jahren hochgerechnet täglich 2 stunden. ich kann auch nicht alles, aber schon ganz schön viel.
    nähen ist nix für huschihuschi. und gut gebügelt iist immernoch halb genäht.
    so ist das, mit dem handwerk. und so ist das mit dem zeitgeist. alles soll heute hoppundzack sein und toll und schön und wenns nicht mehr passt dann hoppundweg.
    nähen passt da nicht ganz dazu....

    grüße
    stella

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  6. Ich bin ja selber auch schon öfter mal den Weg des "Dann mach ich das halt selber!" gegangen und meist glorreich gescheitert. Ich kann Kissenbezüge nähen, und auch einen einfachen Rock mit Gummizug, aber bei alles was dann aus mehr als 1-2 Teilen Stoff besteht, hört es auch schon auf.

    Was ich besonders ironisch finde bei der Diskussion ist FairTRade Frage. So lange ich keine Stoffe kaufe, die fair gehandelt, und vor allen Dingen nicht unter Bedingungen gefärbt oder gewebt worden sind, die für die Arbeiter ungesund und unter aller Sau sind, ist es völlig egal ob ich bei H&M das T-Shirt für 4€ oder im Stodd Discount den Stoff für 4€ kaufe…

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    1. Katrin, ich kann Dir nur raten: bleib dran! Man wird mit der Übung wirklich viel besser. Ich hab angefangen mit unterirdischen Jerseyshirts und kann mittlerweile alles bis hin zu echt schönen, anspruchsvollen Blazern und Hosen nähen. Was ich echt bei meiner kurvenreichen Figur bewährt hat, ist ein Probestück aus dem günstigen 2,90 Euro/Meter-Stoff eines gewissen schwedischen Anbieters. Und alle Änderungen gleich auf den Schnitt übertragen. Und dann das selbe Erfolgsmodell gleich dreimal nähen, damit sich die Arbeit rentiert. :-)

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  7. Du hast natürlich Recht mit deinem Post, allerdings finde ich, dass dein Beitrag ein bisschen zu weit geht.

    Ich habe mir nähen selbst beigebracht mit einem extrem hilfsbereiten Internet-Forum und viel Ausprobieren. Das kostet natürlich Zeit, aber kein Geld. Ich kann mich zwar nicht mit einer gelernten Schneiderin vergleichen, aber das möchte ich auch gar nicht. Meine selbstgenähten Sachen dürfen gerne selbstgemacht aussehen, mein Perfektionismus hält sich in Grenzen.

    Meine Nähmaschine hat 120 € gekostet (ein Modell vom Discounter) und funktioniert seit über 10 Jahren. Ich kann damit auch Jersey verarbeiten, allerdings natürlich nicht so toll wie mit einer Overlock (die ich mir ebenfalls nicht leisten kann). Ein Bügeleisen kostet ebenfalls nicht sehr viel - und seien wir mal ehrlich, das braucht man auch sonst im Alltag öfter mal... Stecknadeln, Faden und Kleinkram kann man wirklich günstig kaufen, das beläuft sich auf wenige Euro. Eine gute Schneiderschere kostet natürlich etwas, aber hält dafür auch Jahre (meine zumindest).

    Rockschnitte kann man z.B. sehr einfach selbst erstellen, dafür reicht mir eine Papierrolle von IKEA, Lineal und Stift, fancy Zubehör hatte ich für sowas noch nie. . Andere Schnitte kosten natürlich etwas, aber in Zeitschriften sind für wenig Geld sehr viele Schnitte enthalten. Wie das im Große-Größen-Bereich aussieht, kann ich allerdings nicht wirklich sagen.

    Auch Stoff kann man günstig kaufen, für 5-10 € pro Meter kann man wirklich schöne Sachen finden. (Zum Ethik-Aspekt: Auch teure Stoffe sind oft nicht faierer hergestellt als billige, genau so wie Marken ihre Klamotten oft nicht besser produzieren als H&M und Co, nur mehr Geld dafür verlangen).

    Ich habe mir vor kurzem ein Kleid genäht, die Kosten dafür waren im Bereich von 20 € für Stoff, Schnitt und Kleinteilen. Meine Zeit ist dabei nicht eingerechnet, aber für mich ist Nähen auch ein Hobby, das ich gerne in meiner Freizeit mache. Und länger als 3 Stunden habe ich dafür auch nicht gebraucht. Und da ich Komplimente dafür bekommen habe und gefragt wurde, wo ich es gekauft habe, kann es so schlecht nicht aussehen.

    Versteh mich nicht falsch, ich finde es wichtig, dass der nicht-nähenden Allgemeinheit mal aufgezeigt wird, welche Kosten hinter einem selbstgenähten Stück versteckt sind, allerdings ist es auch nicht so extrem, wie du das hier darstellst.

    Viele Grüße
    Stefanie

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    1. Natürlich kann auch günstiger genäht werden, wenn die entsprechenden Materialien bereits vorhanden sind und es vielleicht nicht haargenau der Stoff der Träume sein muss. Allerdings müssen diese Vorraussetzungen ja auch erst mal gegeben sein. Ich beispielsweise hatte ewig lange kein Bügeleisen, weil ich es einfach nicht brauchte und es hatten sich hier auch keine Sammlungen an nützlichem Kleinkram angehäuft, das musste also erst mal alles beschafft werden. Es ist halt immer eine Frage der persönlichen Umstände.
      Genauso *kann* es natürlich ganz einfach und günstig sein sich übers Internet zu informieren, dazu muss allerdings auch ein Internetanschluss vorhanden sein und ein Laptop/PC/Tablet/Smartphone um das zu nutzen. Zudem liegt es nicht allen im Selbstversuch lernen. All diese Tipps und Tricks müssen ja auch gefunden/gelernt werden und dazu geht zumindest immer noch eine Menge Zeit drauf, die wiederum muss eins dann auch erst mal haben. Als adäquater Ersatz für gekauftes Kleidung taugt das dann leider immer noch nicht.

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    2. Das stimmt natürlich, bei mir haben sich viele Dinge im Laufe der Jahre einfach angesammelt, so dass ich diese nicht mehr kaufen kann.

      Von Internetanschluss und PC/Laptop/Smartphone gehe ich in der heutigen Zeit mal aus, das kostet natürlich Geld, wird aber sicher nicht nur für das Nähen genutzt.

      Ich sehe meine Nähwerke natürlich auch nicht als Ersatz für gekaufte Kleidung, sondern als Hobby und individuelle Ergänzung meines Kleiderschrankes. Selbstgemacht sind vielleicht 10% meiner Klamotten.

      Wie gesagt, ich verstehe dich gut und ich verstehe deinen Beitrag. Ich wollte nur mal meine Sicht der Dinge loswerden, die von deiner ein kleines bisschen abweicht.

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  8. Prinzipiel d'accord, Nähen ist kein günstiger Spaß, solange man es nicht lange, ausdauernd und halbwegs gekonnt betreibt. Die ersten paar Stücke kann man sowieso in die Tonne treten (meine ersten Jerseyshirts sind mittlerweile Nachthemden oder Putzfetzen). ABER es gibt schon shortcuts. Stoffe um 70 Euro/Meter sind eher die Ausnahme. Man kriegt schon schöne Stoffe wesentlich günstiger. 10-30 pro Meter ist wahrscheinlich Standard im Geschäft. Natürlich macht die Overlock hübsche Versäuberungen und ich möchte sie nicht mehr missen, allerdings schafft die Standardnähmaschine mit der Zwillingsnadel zumindest schöne Nähte. Ich leihe meine Nähhefte gerne aus der Stadtbücherei aus - Kosten: 18 Euro Bibliothekskarte/Jahr. Ich mache gerade einen Quilt aus Stoffresten, wird in der Herstellung nur das Vlies und meine Zeit kosten, gekauft wahrscheinlich 150-200 Euro - wenn man die Zeit nicht scheut und die Grundausstattung mal hat, hat das Nähen schon seine Vorteile.

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  9. Teilweise stimme ich dir zu, teilweise auch nicht.
    Regulär angeschaffte Stoffe können teuer sein, wie auch regulär gekaufte Kleidung. Jeder, der ernsthaft näht, sucht nach Quellen für preisgünstige Stoffe. Die schon erwähnten wirklich günstigen Ikea-Stoffe zur Ausverkaufszeit sind zu empfehlen.
    Günstige Rock- und Kostümstoffe bekommt man z. B. bei den Werksverkäufen von bekannten Herstellern. Ich habe dort z. B. Tüten mit Reststücken, die für Röcke auf jeden Fall reichen, für ein paar Euro erstanden. Ein guter Tipp ist auch der holländische Stoffmarkt, der in vielen Städten 1 - 2 mal im Jahr stattfindet.
    Die Zeiten haben sich offenbar geändert. Noch vor einigen Jahren gehörte es zur Standardausstattung eines jeden Haushalts, dass man ein Bügeleisen samt Bügelbrett, ein Nähkästchen mit den üblichen Utensilien und eine (einfache) Nähmaschine besaß. Wenn man als junge Frau ohne eigenen Hausstand diese Dinge nicht besaß, konnte man sie innerhalb der Familie ausleihen. Bei Haushaltsauflösungen könnte man danach Ausschau halten.
    Natürlich kann man für hochwertige Nähmaschinen sehr viel Geld ausgeben, aber für den Einstieg genügt ein gebrauchtes älteres Modell oder eine vom Discounter.
    Persönlich würde ich keine Teile selbst nähen, die man im Ausverkauf preiswert bekommen kann. Ich würde für mich keine Shirts oder Leggings nähen. Vielen Frauen mit Plus size Figur wäre jedoch zu einem selbst genähten Rock aus einem Schnitt nach den persönlichen Maßen zu raten. Ich habe in der Schule gelernt, einen Rock zu nähen und zwar schon angefangen mit der Konstruktion des Maßschnitts. Noch heute werden Nähkurse an der VHS angeboten, in denen man diese Grundlagen erlernen kann.
    Im Bereich der Plus Größen erscheint zweimal jährlich Burda Plus. Ich würde auf Flohmärkten und bei Haushaltsauflösungen gezielt nach alten Burda-Heften fahnden oder herumfragen, ob man sich alte Hefte ausleihen kann. Früher hießen die Hefte Burda für Vollschlanke und enthielten Kleidung bis Gr. 60.
    Nähen sowie die Suche nach günstigen Stoffen und die Auswahl und dann Anpassung von Schnitten brauchen viel Zeit. "Mal eben schnell" ist nichts für Anfänger. "Mal eben schnell" gelingt aber den begeisterten Hobbynäherinnen, die sich nach und nach einiges Know how und eine Sammlung an Schnitten und Stoffen aufgebaut haben. Unter den Bloggerinnen gibt es dafür gute Beispiele. Wer preiswert mit dem Nähen beginnen will, dem würde ich dazu raten, bei Haushaltsauflösungen nach der Grundausstattung zu suchen. Das kostet zunächst einmal Zeit. Wenn man die Grundausstattung sofort aus dem Stand haben will, muss man, wie du es so schön dargestellt hast, viel Geld ausgeben. Dennoch finde ich, dass es sinnvoll ist, mit dem Nähen zu beginnen. Gerade im Plus size Bereich.


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    1. Ich finde es interessant, dass immer nur der Geldaspekt heraus gegriffen wird und dann Spartipps gegeben werden. Es geht doch auch darum die Zeit dafür zu haben, den Platz und es liegt auch nicht allen.
      Außerdem mag es sicher Stoffe geben, die günstig sind, aber gerade wenn etwas ausgefallenes und aktuelles gesucht wird, werden das in aller Regel nicht die Stoffe sein, mit denen sich Geld sparen lässt.
      Ich würde weder empfehlen mit dem Nähen anzufangen, noch es zu lassen, es ging einzig und allein darum, das tausend Mal gehörte Argument zu entkräften das selber machen das Allheilmittel ist.

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  10. Nähen ist ein schönes Hobby, aber wenn es über einfache Schnitte drüber hinaus geht schon recht zeitaufwändig. Ob ich dabei spare ist wohl eine Frage mit was ich meine selbstgenähten Sachen vergleiche, wo ich sonst meine Kleidung kaufe und was ich üblicherweise dafür ausgebe. Gegenüber sehr hochwertiger Ware kann man da schon günstiger wegkommen- gegenüber Textil-Diskounter kann man nur verlieren. Aber vielen die nähen geht es wohl auch ums individuelle Kleidungsstück und dem Spaß an der Sache anstatt sich günstig einzukleiden. Ich hasse es z.B. das Jacken und Blazer in meiner Preisspanne alle mit Polyester gefüttert sind, finde ich einfach unangenehm. Drum nähe ich mir schon mal so ein Teil nur ist das wirklich schon mit viel Mühe verbunden. Meine letzte (Übergangs)jacke liegt irgendwo noch halbfertig rum, weil der Frühling schneller rum war als ich genäht habe - wenn ich nicht aufpasse ist es Winter und sie ist immer noch im Rohbau.

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  11. Eins ist klar: Wer keine Freude am Selbermachen hat, für den lohnt es sich nicht, zu nähen. Preislich gesehen - kommt es drauf an: Wer einfach nur "Rock ist Rock" meint und weder Qualität noch Passform in seine Rechnung einbezieht, der meint dann auch, nicht zu sparen.
    Wenn ich allerdings einen Rock selber nähe, passt mir der besser als der von der Stange. Wer etwas nähen kann, hat eine bessere Qualität als die Discounter - und damit dürfte man das Ergebnis nicht mit einem Billigteil vergleichen, sondern einem hochwertigeren Stück, und da kommt man vom Preis her leicht besser weg. Um fair zu sein beim Vergleich, müsste man das Ergebnis mit einem maßgeschneiderten Stück vergleichen - und wo bekomme ich bitte einen maßgeschneiderten Rock für unter 20€?

    Ich widerspreche der Aussage, dass nähen schwer zu lernen ist: Es kommt darauf an, was man sich vornimmt. Jersey ist schwer zu nähen - ein T-Shirt ist daher KEIN gutes Einsteigerprojekt. Wer einen einfachen Rockschnitt nimmt und unelastischen Stoff, wird besser zurechtkommen. Was Zeit braucht: Schwierige Schnitte und schwierige Stoffe nähen - niemand wird mit Erwerb der Nähmaschine sofort seine komplette Garderobe bis hin zum Hosenanzug selbst nähen können. Nähen lernen erfordert Geduld - aber wer etwas Sorgfalt walten lässt, kann auch zu Beginn schon tragbare schöne Stücke produzieren.

    Man braucht keinesfalls eine Overlockmaschine, um Jersey zu nähen, die Aussage ist schlichtweg falsch - ich würde allerdings zu einer hochwertigeren Nähmaschine raten als dem Ikea-Modell. 150-200€ sollte man schon investieren - dann lieber die Schneiderpuppe weglassen, die braucht man nicht unbedingt, ich habe jahrelang ohne genäht. Nähmaschinen kann man auch gebraucht kaufen - und Mütter und Omas besitzen oft ganz selbstverständlich eine, die man auch mal benutzen kann.

    Wie gesagt, wenn man Nähen furchtbar findet - soll man's sein lassen. Aber nicht erklären, es wäre zu schwierig. Oder zu teuer. Natürlich braucht man, auch wenn man seine Sachen nicht mit Billigteilen vergleicht, ein paar Stücke, bis man die Nähmaschinenanschaffung wieder raushat - dann lohnt es sich aber. Allein dafür, dass man anziehen kann, was man möchte, was einem passt.

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  12. Weil ich hier gerade nur über das prokratinieren hergestolpert bin ein ganz kurzer Kommentar, bevor ich wieder verschwinde und mich später noch mal genauer damit auseinandersetze (bin eine Nähtante ^^)
    Eine Overlock braucht es nicht zwingend. Ich habe meine 80€ Nähmaschine (Privileg) kurz vor der Schließung von Quelle gekauft und komme damit bestens zurecht. Auch mit Jersey.
    Unverzichtbar ist allerdings der zweite Spulenhalter, den die meisten "billigen" Nähmaschinen nicht haben. Mit dem zweiten (Oberfaden)Spulenhalter ist es nämlich möglich eine Zwillingsnadel zu nutzen und voila -> günstige Variante des Overlock.

    So, bis später :)

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