Samstag, 11. April 2015

Steven Universe

Eigentlich passt dieser Post nicht wirklich in meinen Blog, aber weil mir das Thema so am Herzen liegt, werde ich ihn dennoch hier posten.

Vor einigen Wochen las ich einen Namen in meiner Twitter-Timeline - Steven Universe. Das klang so weit ganz gut und als ich eine Freundin besuchte und  als wir eine Serie suchten, die wir zusammen schauen konnten, schlug ich SU vor. Wir haben uns in den nächsten 3 Tagen dann direkt 30 Folgen angeschaut. Gut, es sind kurze Folgen von ca. 11 Minuten, aber es war Liebe auf den ersten Blick und ich beglückwünsche mich, dass ich an die Serie gedacht habe.


Die kurzen Beschreibungen, die ich zu SU gelesen habe, wurden der Serie alle nicht gerecht, also fasse ich mal zusammen, was mir wichtig ist. Nicht, dass das nicht auch schon andere getan hätten.

Steven Quartz Universe ist der Sohn einer Gem (außerirdische Wesen mit magischen Kräften) und einem menschlichen Mann. Greg Universe ist Musiker, lebt in einem Van und betreibt eine Waschanlage. Ich liebe seine langen prächtigen Haare, die er trotz Halbglatze trägt. Über seine Mutter Rose Quartz möchte ich noch nicht zu viel verraten, weil es schöner (und trauriger) ist, es selbst zu sehen. Steven ist ein kleiner pummeliger Junge, der den Kristall seiner Mutter geerbt hat und einen Teil ihrer Kräfte.

Steven lebt bei drei weiteren Gems: Garnet, Amethyst und Pearl. Alle drei haben in der Serie Momente in denen sie unberechenbar oder gar furchteinflößend wirken und ebenso  Momente in denen sie sehr liebevoll und verletzlich sind. Wie eigentlich alle Figuren in der Serie werden sie differenziert und facettenreich dargestellt. Pearl ist sehr verantwortungsbewusst und vorsichtig, aber auch neurotisch. Amethyst tut am liebsten was ihr Spaß macht und schert sich nicht um die Konsequenzen, sie ist dafür aber auch partner in crime, wenn Steven Mist baut. Garnet ist mein Lieblings-Gem. Am Anfang fand ich sie etwas unheimlich und undurchschaubar, aber sie ist die, die wohl die engste Beziehung zu Steven hat, sie vertraut ihm und behandelt ihn wie eine eigene Persönlichkeit und nicht wie ein Kind.
Steven hat eine beste Freundin namens Connie. Sie ist ein ganz "normales" Mädchen, ohne besondere Kräfte und fühlt sich deswegen manchmal fehl am Platze und fürchtet dass sie nicht interessant genug ist, wo Steven doch mit den Gems immer so aufregende Dinge erlebt. Dieser zerstreut ihren Zweifel aber, weil er einfach so ein verdammt netter Junge ist. Wirklich, andere Figuren, die so sind nerven mich schrecklich, aber die Autor*innen schaffen es, ihn davon völlig frei zu halten. Steven hinterfragt Dinge. Er sieht etwas vermeintlich Böses, schaut es sich genau an und oft wird dann klar, dass er recht hat. So können auch die Jahrtausende alten Gems noch etwas von ihm lernen, nämlich Menschlichkeit, so funktioniert ihre Beziehung nicht nur in eine Richtung, denn vor allem Garnet genießt Stevens uneingeschränkte Bewunderung.

Diesen Lerneffekt gibt die Serie an Zuschauer*innen weiter. So scheinen Connies Eltern furchtbar streng und dominant zu sein, tatsächlich wird dies aber wieder relativiert und gezeigt, dass sie eigenständige Menschen sind, die sich sorgen und im Endeffekt wie alle anderen in Lernprozessen stecken. Als Connies Eltern die Gems kennen lernen, sorgen sich zunächst alle, dass sie Stevens drei Pflegemütter nicht akzeptieren, tatsächlich wird ihrer aller Fürsorge dann zum verbindenden Element. Wobei die Gems nicht in binäre Geschlechterrollen unterteilt werden. Sie wirken aber nach menschlichen Verhältnissen weiblich und werden so auch synchronisiert und nutzen weibliche Pronomen. Daraus resultiert auch eine lesbische (und von offizieller Seite eindeutig als romantisch beschriebene!) Beziehung, die gegen Ende der ersten Staffel thematisiert wird.

Hinter SU steht Rebecca Sugar, die zuvor an Adventure Time gearbeitet hat und jetzt ihre eigene Show hat, in der sie sogar noch die (großartigen!) Lieder schreibt, die meist Steven oder sein Vater singen. Gesprochen werden die drei Gems von Women of Colour und auch sonst ist das Team sehr divers und großartig. Sie haben sogar tumblr!

Bei all den großartigen Dingen, die Steven Universe leistet, kommt der Humor nie zu kurz. Es gibt jede Menge witziger und schräger Momente, die zwischen ganz viel Herzlichkeit und Liebe, aber auch Trauer und Mitgefühl immer wieder durch scheinen. Steven Universe ist eine sehr kuschelige und schöne Serie und sie hat einen großen Platz in meinem Herzen.

Wenn euch das alles nicht überzeugt hat, der Serie zumindest mal eine Chance zu geben, weiß ich auch nicht. (Schaut es euch an!!) Sie läuft auch in deutsch auf Cartoon Network.

Samstag, 4. April 2015

Keep your hate to yourself

Dickenfeindlichkeit und Diskriminierung sind etwas, dass in Medien und Alltag in verschiedenen Ausprägungen immer gern offen zeigen. Auch ich habe viel davon verinnerlicht und muss mir manche Dinge immer wieder bewusst machen und mein Verhalten reflektieren. Ich weiß nicht, ob sich irgendein dicker Mensch tatsächlich davon frei sprechen kann, (unfreiwilliger) Teil dieser Strukturen zu sein. Ein leises Stimmchen im Hinterkopf, das am hart erarbeiteten Selbstbild zweifeln lässt. Tage an denen eins sich einfach nicht wohl in der eigenen Haut fühlt. All das kommt vor und ist auch kein Weltuntergang. Die Zahl der Menschen auf der Welt, die an jedem einzelnen Tag mit sich selbst im Reinen sind, dürfte wohl verschwindend gering sein. Das Problem ist, wie damit nach Außen hin umgegangen wird. Vor allem bei Dicken gegenüber anderen Dicken.

Öffentlich negativ über den eigenen dicken Körper zu schreiben/sprechen, ist ebenfalls Fat Shaming. Indem der eigene Körper abgewertet wird, werden automatisch alle ihm ähnlichen Körper mit abgewertet und das ist auch in diesem Fall nicht okay.
Natürlich gibt es keinen Zwang, den eigenen Körper zu mögen oder zu lieben, aber dieses Verhalten verletzt andere und das ist nicht durch Selbsthass zu entschuldigen. Auch nicht, wenn es nicht die Intention war, zu verletzen. Es trägt genauso zu einem dickenfeindlichen Klima bei wie Fat Shaming und Diet Talk überall sonst. Es spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle, welche Figur die Person hat, die solche Botschaften aussendet.

Der nach außen getragene Dickenselbsthass äußert sich an verschiedenen Stellen. Ob es nun als "Ich bin auch dick, aber das würde ich niemals anziehen" neben Facebook-Fotos neuer  Modekollektionen auftritt, die nicht aus den üblichen "vorteilhaften" Tuniken bestehen, oder als "Ich bin auch dick, also darf ich das sagen" beim Abwerten dicker Körper. In body postiven Kontexten, in denen gleichzeitig vor gesundheitlichen Folgen gewarnt wird. Nach/während Gewichtsabnahme mit "Ich hab mich selbst belogen, aber jetzt tue ich was und ihr müsst das auch!" oder in jedem tadelnden Blick für ermeintlich "zu viel" gezeigte Haut.
Ich möchte nicht Menschen dafür verurteilen, weil sie sich nicht wohl fühlen, aber das negative Selbstbild auf andere zu projizieren ist durch nichts zu entschuldigen. Fat Shaming ist nie in Ordnung. Genauso wenig wie die eigenen Unsicherheiten auf andere zu übertragen und ihnen dasselbe negative Körperbild aufdrücken zu wollen. Eigene Körpererfahrungen sind nicht allgemein gültig. Weder meine, noch eure.

Einen großartigen (englischen) Text zum Status quo der Fatosphere hat übrigens Kath geschrieben. Große Leseempfehlung!