Posts mit dem Label LadyfestHD werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label LadyfestHD werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 20. Juli 2014

We could be heroes

Dieser Blog ist jetzt ziemlich genau vier Jahre alt. Damals war meine Intention, wie die vieler anderere Bloggerinnen, die ich seit Jahren kenne und schätze, zu zeigen dass dicke Frauen auch modisch und selbstbewusst sein können und nicht in Sack und Asche gehen müssen. Vor allem, dies auch anderen dicken Frauen zu zeigen und Mut zu machen und letztlich auch mir selbst das zu beweisen. Plus Size Modeblogs können diese Funktion erfüllen können ohne dabei in einen aktivistisch/akademischen Kontext eingebettet zu sein oder diesen als Voraussetzung zu haben. Das mag ich an Modeblogs auch so gern, es gibt etwas und kann stärken und empowern, ohne dass die Leserschaft sich dafür anstrengen müsste. Außerdem gibt es natülich (meistens) tolle Klamotten zu sehen an großartigen und kreativen Menschen.

In den letzten 1-2 Jahren ist die Plus Size Bloggerszene in Deutschland ziemlich gewachsen, so sehr, dass ich teilweise etwas den Überblick verloren habe und längst nicht mehr alle Blogs kenne. Wir werden mehr und wir werden auch mehr wahrgenommen, sprich, es finden sich immer mehr Firmen, die Kooperationen mit Blogger*innen eingehen wollen. Die sie einladen, ihnen Sachen schicken und für Artikel bezahlen. Nun will ich das gar nicht schlecht reden, denn dies bietet viele Vorteile. Mehr Firmen im Plus Size Bereich bringen für uns alle mehr Möglichkeiten einzukaufen, denn die Auswahl ist gerade in Deutschland immer noch mehr als deprimierend. Wenn also Modemarken uns wahrnehmen ist das erst mal eine gute Sache, auch wenn ich mir persönlich noch mehr Mut wünschen würde, wenn es darum geht was sie anbieten. Bloggerblase hin oder her, ich glaube einfach nicht, dass die Mehrheit der Dicken sich nicht anders kleiden würde, wenn sie wirklich die Möglichkeit dazu hätten. Also vor allem offline. In Geschäften in der Innenstadt.

So okay diese Kommerzialisierung auch ist und so sehr ich es verstehen kann, wenn Menschen auch gerne Geld mit dem verdienen möchten, das sie lieben, so sehr habe ich in letzter Zeit doch das Gefühl, dass es immer mehr oder teilweise hauptsächlich nur darum geht. Nur noch Outftis, nur noch nett in die Kamera lächeln, nur noch Markennamen einstreuen, nur noch auf gratis Kram aus sein. Wenn Blogger*innen sich in Gruppen verabreden wer wann welche Firma wegen einer Kooperation anschreibt, ist das natürlich erst mal in Ordnung, es ist nicht mein Ansatz, aber das muss ja auch nicht so sein. Was mich dann tatsächlich stört ist, dass wir doch viel viel mehr tun können als uns und unsere Blogs an Firmen zu verkaufen.

Mir scheint der Ansatz, etwas gegen die furchtbare Überrlegung zu tun, dass Dicke sich schämen und verstecken sollten, nämlich etwas in den Hintergrund zu treten. Eine Überlegung die viele dicke Menschen selbst auch sehr verinnerlicht haben. Mir fehlt einfach der Part, an dem nicht nur in die Kamera gelächelt wird um das neue Kleid zu zeigen, sondern auch mal wütend zu sein über Medien, die Dicke als Lachnummer benutzen. Die tausendste Diätwerbung die mir sagt, ich sei weniger wert oder sexy oder schön, weil ich dick bin. Die vielen kleinen und großen Alltagsdiskriminierungen. Die Annahme, dass Dicke automatisch krank seien oder später auf jeden Fall werden. Die Arroganz das überhaupt auszusprechen und zu denken, dass ich doch gefälligst auch so zu denken habe. Der Irrglaube, dass dicke Menschen sich nicht wohl fühlen und selbst lieben können und die Lüge dass die einfache Formel, mit der das alles auf einmal aufhört abnehmen heißt.

Warum sich kaufen lassen von der Industrie deren eine Hälfte und Produkte andrehen will indem sie uns einredet wir sollten uns schlecht fühlen, während die andere Hälfte Trost durch Konsum bietet? (Der Fairness halber: Ich konsumiere auch und ich konsumiere relativ viel für meine Verhältnisse. Es gibt Firmen die ich mag und mit meinem Geld gerne unterstütze, das heißt aber nicht, dass ich nicht sehe dass dieses System Mist ist und dass ich das so hin nehme.)

Der Punkt an dem ich aussteige ist der, wo wirtschaftliche Interessen über das Hinweisen und Anprangern von Ungerechtigkeiten gestellt werden und dem Versuch den Opfern davon den Rücken zu stärken. Ich weiß, das klingt sehr priviligiert, aber die Fälle in denen ein Modeblog zum Überleben gebraucht und genutzt wird, werden eher die Ausnahme sein.
Es macht mich traurig, wenn ich sehe was für eine großartige Plattform das Internet und Blogs vor allem Minderheiten bieten und welche Macht und Möglichkeiten zur Vernetzung wir bekommen und es dann nur genutzt wird um gratis Klamotten abzustauben.

Wir haben hier die Macht uns zu vernetzen und gegenseitig zu stärken und aufzuklären, warum das einfach so wegwerfen?

(Und wehe es kommt mir jetzt irgendwer damit, dass wir außerhalb unserer Filterbubble eh niemanden erreichen. Zum einen stimmt das nicht und es gibt immer mehr mediale Aufmerksamkeit, zum anderen - selbst wenn das so sein sollte - inwiefern ist es schlecht zu unterstützen und zu stärken wo es geht? Nicht nur als Grundlage tatsächlich ein gesellschaftliches Umdenken  zu bewirken.)

Ich würde mir mehr Kampfgeist wünschen. Mehr Hinterfragen von gesellschaftlichen Strukturen. Mehr Wut.

Das Schlusswort meines Vortrags beim Lady*Fest war übrigens der letzte Satz des Fat Liberation Manifesto. Ich finde ihn hier ganz passend.


FAT PEOPLE OF THE WORLD, UNITE! YOU HAVE NOTHING TO LOSE!


Apropos Lady*Fest: Hier könnt ihr ein Interview mit dem Bermudafunk hören. (Ich war fürchterlich nervös, also seid nachsichtig.)

Edit: Weil ich da gestern vergessen habe, reiche ich hier noch einen sehr guten Artikel nach, mit dem viel sagenden Titel "How Plus-Size Blogging Left Its Radical Roots Behind". Absolut lesenswert.

Mittwoch, 9. Juli 2014

Lady*Fest Heidelberg

Ich vergesse schon seit einer ganzen Weile euch auf das  Lady*Fest HD hinzuweisen. Dort wird es viele tolle Workshops, Vorträge und mehr geben und auch ich werde dort einen Vortrag halten. Meinen allerersten, ich bin schon so aufgeregt....


Darum geht es:


“Es gibt keine falschen Körper – Fat Acceptance und Fat Empowerment”

Dicke Menschen sehen sich täglich und in nahezu jedem Lebensbereich mit Vorurteilen und Diskriminierungen konfrontiert. Sie gelten als faul, weniger attraktiv und es ist in weiten Teilen gesellschaftlich anerkannt ihre Körper und Fähigkeiten abzuwerten.

Abnehmtipps sind das tägliche Brot einer riesigen Industrie, die sehr gut daran verdient Menschen zu verunsichern und ihnen einzureden, dass ihre Körper nicht den Ansprüchen genügen.
Die Fat Acceptance und Fat Empowerment Bewegung setzt an diesen Punkten an und versucht zu informieren, Vorurteile zu widerlegen bzw. abzubauen und vor allem dicke Menschen zu stärken und zu untersützen. Sie will vermitteln, dass es keine guten oder schlechten Körper gibt und das Gewicht nicht den Wert eines Menschen bestimmt.

Samstag 12.7.14, 10-12 Uhr, Breidenbach


Alles weitere findet ihr hier. Es wird für meinen und andere Vorträge auch eine Übersetzung in Gebärdensprache angeboten, weitere Infos findet ihr ebenfalls auf der Lady*Fest-Seite.

Für alle die nicht kommen können wird es eine Aufzeichnung geben. Ob Video oder nur Audio weiß ich leider noch nicht.