Donnerstag, 14. Oktober 2010
[Rezension] Soulless - Gail Carriger
Auf den ersten Blick hatte ich mir gar nicht so viel von Soulless versprochen, aber schon der Klappentext klang machte mich neugierig, weil er sich einfach ganz anders las als ich zunächst erwartet hatte.
Inhalt:
Das Buch spielt im viktorianischen England, hat aber ganz klare Fantasy- und Steampunk-Anleihen. Protagonistin ist Alexia Tarabotti, Halb-Italienerin, alte Jungfer (und das mit 26!) und mit einer besonderen Gabe ausgestattet, sie ist ein Preternatural. Das heißt durch ihre Berührung verlieren übernatürliche Wesen ihre Fähigkeiten und werden kurzfristig wieder zu normalen Menschen. Übernatürliche Wesen gibt es in Soulless zu Hauf, denn diese sind, natürlich behördlich registriert und anerkannt, in die Gesellschaft integriert. So ist einer von Miss Tarabottis engsten Vertrauten ein Vampir. Ein schwuler Vampir. Ein schwuler affektierter Vampir in unglaublich bunten Klamotten (er ist sehr Rokoko ;)) der am liebsten in kursiv spricht und Alexia gerne "my dearest petunia" oder auch "sugarplumiest of the plums" nennt. Lord Akeldama war dann auch eine meiner Lieblingsfiguren in ganzen Buch und hat mich sehr zum Lachen gebracht.
Miss Tarabotti selbst ist eine sehr resolute Dame, die ihre Meinung gern und offen vertritt und mit einer grauenhaften Familie gestraft ist. Ihr Vater, der ebenfalls ein Preternatural war und der ihr darüber hinaus noch ihr südländisches Aussehen und Temperament vermacht hat, ist tot und so lebt sie zusammen mit ihrer schrecklichen Mutter (einer Art unsympathischer Mrs Bennet), ihren überheblichen kleinen Schwestern und ihrem Stiefvater zusammen. Ihre Mutter schämt sich offensichtlich für ihren ersten Mann und auch für Alexia und so wurde diese ohne sie groß in die Gesellschaft einzuführen gleich zur Spinster ernannt. Sie redet ihr auch immer ein ihre Haut wäre zu dunkel und ihre Nase zu groß, was Miss Tarabotti dann so übernimmt. So quasi im Nebensatz wird dann erwähnt, dass sie deswegen mehr oder weniger verunsichert ist, aber das merkt man eigentlich kaum, vielleicht auch weil es im locker bis ironischen Grundton des Buches ein bisschen untergeht.
Einen ordentlichen Love Interest gibt es dann natürlich auch und zwar in Gestalt des BUR (eine Art Polizei für übernatürliche Wesen/Vorgänge) Chefs Lord Maccon. Der ist ein Werwolf und gerät mit Miss Tarabotti dann auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit aneinander, was immer ein sehr großer Spaß ist. Er ist immer ein bisschen muffelig (sein Beta Professor Lyall hat für schlimme Fälle immer ein Sandwich im Mantel, um ihn zu besänftigen) und hat ein ähnliches "Manko" wie sie, er kommt aus Schottland und dort lebt man ja quasi noch auf den Bäumen. Jedenfalls nach Ansicht der feinen Londoner Gesellschaft. Wenn er sich aufregt kommt der Schotte in ihm durch, was Alexia eigentlich toll findet, genauso wie er ihre üppigen Kurven und ihr exotisches Aussehen toll findet. Ich denke ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass die beiden im Lauf der Geschichte nicht die Finger voneinander lassen können. ;)
Meinung:
Ich muss gestehen, dass die Geschichte des Buches bei mir ein bisschen in den Hintergrund getreten ist. Die tollen Charaktere, die unheimlich charmante und witzige Erzählweise und das wahnsinnig stimmige Setting lassen sie ein bisschen verblassen. Ich fand das gar nicht schlimm und ich will sie auch überhaupt nicht abwerten, aber sie spielt eben nur die zweite Geige. In manchen Büchern hat man ja bisweilen das Gefühl, dass die Zeit in der sie spielen nicht richtig passt oder die Geschichte auch im Heute spielen könnte (Clockwork Angel fällt mir da leider ein, bei der das viktorianische Setting für mich sehr aufgesetzt rüber kam), aber das war bei Soulless überhaupt nicht der Fall. Gail Carriger hat ihren Roman mit vielen kleinen liebevolle Details versehen, die in sich stimmig sind und nicht nur das, sie kommentiert und beschreibt diese ironisch und in einer dermaßen charmanten Art und Weise, dass es ein wahres Vergnügen ist! Mode und Marotten lassen das Ganze authentisch und unterhaltsam wirken. Ich denke da z.B. an die Vorliebe für geschmacklose Hüte von Alexias Freundin Miss Hisselpeny.
Soulless ist ein wirklicher Lesespaß und ich musste oft sehr lachen, sogar Szenen die in anderen Büchern schnell mal ins klischeehafte abrutschen (ich spreche hier natürlich von den Stellen, wo die Herrschaften eben nicht die Finger voneinander lassen können), sind hier charmant und erfrischend anders beschrieben. Da die Autorin, wie es sich für einen ordentlichen viktorianischen Roman gehört, natürlich viel im Jargon dieser Zeit schreibt, musste ich vergleichsweise eher viele Wörter nachschlagen, aber auch wenn ich gerade keinen Online-Übersetzer zur Hand hatte, konnte ich gut folgen. Ich habe jetzt übriges ein neues englisches Lieblingswort: fisticuffs! :D
Von mir gibt es für Soulless die volle Punktzahl, unbedingt lesen! (Außerdem gibt es schon zwei Nachfolgebände, weitere sind in Planung.)
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Dieses Buch verfolgt mich.. anscheinend muss ich es demnächst wirklich mal lesen. Vielen Dank also, für die tolle Empfehlung :)
AntwortenLöschen*Award überreich* Kannst ihn dir bei mir abholen! ;-)
AntwortenLöschenAber, aber! Du hast das Wichtigste ganz vergessen zu erwähnen, den Tee! *grins*
AntwortenLöschenSpass beiseite, danke für die tolle Rezension. Sie trifft aus meiner Sicht den Inhalt und die Atmosphäre des Buches ausserordentlich gut.
Wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, soll sich doch mal auf der Internetseite der Autorin umsehen, dort gibt es nebst Informationen viel Unterhaltsames und man bekommt ein Gefühl für den Schreibstil der Autorin.
---> www.gailcarriger.com