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Dienstag, 26. Mai 2015

Grundlagen

Es heißt ja gern, Menschen sollen da abgeholt werden wo sie stehen. Bei manchen heißt das sie aus dem Bett zu hieven und auf dem Rücken dahin zu tragen, wo sie hin sollen, während sie sich an allem fest klammern, das sie unterwegs in die Finger bekommen und dabei kratzen und beißen. So ein bisschen fühlt es sich für mich jedenfalls oft an, wenn ich versuche über Fat Acceptance zu reden und diese Erfahrung teilen auch die meisten meiner Mitstreiter*innen.

Ich glaube ja grundsätzlich an das Gute im Menschen und den durchaus vorhandenen Willen andere nicht zu verletzen und zu diskriminieren. Also zumindest bei den meisten. Sagen wir ich möchte gern daran glauben, dass die Leute einfach verblendet sind von dem was sie täglich vorgekaut bekommen und einfach noch nicht gemerkt haben, dass darunter auch ziemlich viel Quatsch ist.

Bereits vor zwei Jahren habe ich meine FAtQ geschrieben, weil du als dicker und nicht abnehmwilliger Mensch irgendwann einfach alle nervtötenden Kommentare tausend Mal gehört hast und es müßig wird immer wieder dieselben Antworten zu geben. Auch die Mädchenmannschaft hat dazu bereits ausführlich geschrieben. Aber (und dieser Satz könnte nicht perfekter beginnen) trotz all der Mühe, die sich Aktivist*innen geben, kommen immer die "Aber"-Sager. "Aber es ist doch ungesund", "aber das ist doch nicht schön, "aber in 10 Jahren wirst du darüber ganz anders denken, wenn du erst XY hast". Egal wie viele Beispiele du bringst, sie klammern sich an ihrem Aber fest, als ginge es um ihr Leben. Und das genau ist nämlich der Knackpunkt - es geht nicht um euer Leben, sondern um das der dicken Menschen, die selbst bestimmt leben wollen.

Ich musste die Tage lesen, Fat Acceptance würde ja alles verdammen, was beim Abnehmen hilft. Nun zum einen ist es tatsächlich so, dass Diäten in den allermeisten Fällen nicht langfristig wirken, zum anderen übersieht das einen wichtigen Faktor. Die meisten dicken Menschen haben viele Jahre erfolglose Diäterfahrungen hinter sich, die oft schon im Kindesalter beginnen. Es wird penibel darauf geachtet, was und wie viel die Kinder essen, das erste Fatshaming erfahren sie oft bereits von den Eltern oder nahe stehenden Verwandten. Das ist tägliche Bevormundung, tägliches "du bist nicht in Ordnung so wie du bist, du hast keine Deutungshoheit über deinen Körper".
Ihr sagt Fat Acceptance verteufelt Diäten, ich sage sie gibt den Menschen eine Alternative zum Abnehm- und Schlankheitszwang überall sonst und unterstützt sie dabei sich zu akzeptieren wie sie sind. Das wollen viele Menschen natürlich nicht hören, weil sie einfach so an das normative Schlanksein gewöhnt sind. Klar, im Fernsehen sind alle schlank, in Magazinen, Werbung, Filmen - da stören die Fettis. Das wird natürlich meist nicht so offen kommunziert und als Sorge um Gesundheit und Krankenkassenhaushalte getarnt. Deswegen gibt es ja auch so viele Memes mit sehr dicken Menschen, wo Fat Acceptance ins Lächerliche gezogen wird, weil sie auch für diese Menschen Respekt und Menschenwürde einfordert und das kann ja schließlich nicht sein, weil guck doch mal, igitt.

Es ist nicht so, dass Fat Acceptance bedeutet, das grundsätzlich niemand Gewicht verlieren oder das Bedürfnis danach haben darf. Im Gegenteil, dieses unbedingte vorschreiben wollen, wie andere mit ihrem Körper zu verfahren haben kenne ich nur von der "anderen Seite". Da wird sich angemaßt zu entscheiden, wer gesund ist und wer nicht. Jegliche Entscheidung den eigenen Körper betreffend wird angezweifelt, abgesprochen und ins Lächerliche gezogen. Fettaktivismus tut genau das Gegenteil, er bestärkt dicke und fette Menschen darin ihre eigenen Entscheidungen für sich und ihren Körper zu treffen. Er gibt uns unsere Deutungshoheit zurück. Ich verstehe nicht, wie das etwas sein kann, das abgelehnt wird. Die einzige Begründung sind Vorurteile und (ja, ich beharre auf diesem Wort) Hass.

Ihr könnt euch da für noch so aufgeklärt halten und meinetwegen sogar reißerische Bücher über das Thema schreiben, das ändert nichts daran, dass euch das nicht zusteht. Auch nicht wenn ihr selbst dick seid oder wart. Eure Bevormundung und eure Geringschätzung tragen zu einem verletztenden und beschämenden Klima bei, das Menschen psychisch und auch physisch schadet, wenn sie z.B. Essstörungen oder anderes selbst verletzendes Verhalten entwickeln, oder sich nicht trauen zum Arzt zu gehen, weil sie (berechtigte!) Angst haben dort nur auf ihr Gewicht reduziert zu werden, ohne dass wirklich nach der Ursache ihres Leiden gesucht wird.

Ein Rat der sehr gern gegeben wird ist, sich ein dickes Fell wachsen zu lassen, da doch drüber zu stehen. Wie wäre es denn mal umgekehrt? Lasst euer übergriffiges Verhalten einfach sein. Dicke Menschen wissen in der Regel dass sie dick sind. Sie haben viele viele viele "schlaue" Tipps bekommen, wie sie "ganz einfach" abnehmen können. Sie wissen, was von ihnen erwartet wird und welchem Ideal sie sich doch bitte auch annähern sollen. Ihr habt da keine neuen Einsichten zu bieten und eure ungefragte Meinung ist schlichtweg irrelevant.
Was? Wenn die eigene Meinung als irrelevant gewertet wird ist das nicht schön? Ratet mal wie schön das erst ist, wenn es darum geht, wie das eigene Leben zu führen ist.

Freitag, 22. Mai 2015

Ich fress' euren Dreck nicht, ich kotz' ihn euch vor die Füße!

Wie der Titel es bereits andeutet, bin ich sauer. Sehr. So liest sich dann auch dieser Text. Die meisten Links dienen als Grundlage und ich empfehle ihre Lektüre nur sehr bedingt. Teilweise sehr eklige Dickenfeindlichkeit. [CW] Im vorletzten Absatz, Erwähnung von Mobbing und Suizid. 

Es ist ja so, als dicke Frau, die sich weigert sich verschämt ganz unten in die Hierarchie von Körpern und Schönheit einzuordnen, die kein Interesse daran hat ihr Gewicht zu reduzieren, die sich nicht verstecken will, da passe ich einigen Leuten nicht in den Kram. Was fällt der Dicken ein? Hat sie das Memo nicht gekriegt? Doch hat sie. Jeden verdammten Tag immer wieder aufs Neue. Die Welt dreht sich quasi darum, dass dicke Menschen weniger werden sollen. Über sie können Witze gemacht werden, sie können beleidigt werden, in Schubladen gesteckt, ihr Gesundheitszustand ist öffentliche Debatte.

Dick ist doch schließlich krank, nicht wahr? Wissen wir doch alle. Sagen uns doch die Medien, die Werbung, die Forschung. Diabetesrisiko so und so viel erhöht. Mensch und die Knochen... Das kann doch nicht gut sein. Müssen wir ja alle zahlen. Scheiß fette Leute. Und dann sehen die auch noch so gar nicht perfekt aus. Tu ich zwar auch nicht, aber hey, immerhin quäle ich mich jeden Tag dafür, geht doch nicht, dass die sich einfach ohne das gut fühlen, gleich mal runter machen. Und jetzt denken die sich auch noch Fat Acceptance aus, nee das geht nun wirklich nicht. Gleich mal ausführlich aufdröseln warum das Unsinn ist. Dicke sind natürlich krank. Nicht alle. Aber generell schon. Doch sicher die meisten. Ja. ... Aber hey, ich hab doch gesagt, es sind nicht alle krank. Da ganz klein, seht ihr? Aber trotzdem ist es einfach un-ge-sund. Punkt. Das ist nun mal so. Alles andere ist nur die falsche Logik von faulen Fetten, die reden sich was ein. ICH weiß es besser. Ich hab abgenommen. Ich mach seit 2 Wochen Diät und alle sagen wie toll ich aussehe, also hab ich recht. Die können ja nur Studien verdrehen und dann erzählen sie noch die wären alle von der Diätindustrie finanziert, die machen sich doch was vor. Gleich mal einen Blogpost verfassen. ICH fühle mich ja schließlich unwohl, also breite ich das gaaaanz ausführlich aus, mit Formulierungen, die euch zeigen, wie eklig Übergewicht ist, bäh. Wenn ihr mich dann kritisiert, dann beklage ich mich fürchterlich, weil ihr mir ja vorschreiben wollt, was ich mit meinem Körper zu machen habe. Nicht umgekehrt. Neehee, ich darf euch sagen wie ungesund ihr seid und dass Fat Acceptance unnützer Mist ist, ich schreibe euch ja damit nichts vor, ich sage ja nur wie es ist.

Whoa, da ging es glatt mit mir durch. Ganz ernsthaft. Mein Problem mit der aktuellen "Debatte" ist ein ganz einfaches: Menschen, die sich selbst nicht mögen und abnehmen wollen, Menschen, die keine Ahnung haben und Menschen, die sich mehr oder weniger trauen zu sagen, dass sie ein Problem mit dicken Menschen haben, schreiben über Fat Acceptance. Das wäre ja an sich in Ordnung, wenn dabei eine sachliche Analyse von Aspekten der FA heraus käme. Was tatsächlich dabei herum kommt, sind reproduzierte Dickenfeindlichkeit, Stereotype, Vorurteile und viele eklige Menschen die begeistert Beifall klatschen, weil es den Fetten, die sich weigern klein bei zu geben, endlich mal wer zeigt. Wo doch die Medien eh schon alle auf Seiten der Dicken sind und nebenbei wird behauptet Fat Acceptance würde dünne Körper abwerten. Das ist keine Diskussion, das ist keine Analyse, das sind widergekäute Vorurteile und Dickenhass. Ja HASS. Dicke Menschen sehen sich täglich Hass ausgesetzt, wer so tut als stimme das nicht, will lieber nicht so genau hin schauen.

Mir wurde heute vorgeworfen, ich würde nur schwarz-weiß sehen und ja, in einem Punkt sehe ich nur schwarz-weiß. Wer meinen Aktivismus klein redet, wer meint er wäre nur Selbstbetrug, der hat von mir kein Vetständnis zu erwarten. Diplomatie hört da auf, wo ich meine Grundrechte und die aller anderen dicken und fetten Menschen nicht mehr verteidigen soll. Fat Acceptance ist keine fancy Modeerscheinung, sie ist wichtig, sie ist für mich sogar überlebenswichtig. Ja, das klingt dramatisch, aber ich wurde aufgrund meiner Figur schon sehr gemobbt, ich hatte praktisch keine Jugend deswegen, weil ich die meiste Zeit damit verbrachte Angst zu haben vor der nächsten Attacke. Weil ich bis kurz vor den Suizid gebracht wurde, von Menschen, die meinten dass ich das alles verdiene, weil ich dick war. JA, ich habe ein Problem damit, wenn Menschen Fat Acceptance ablehnen, weil sie damit nicht bei mir sind. Sie sind nicht auf meiner Seite. Klingt albern mit den Seiten? Nun, ich hab die Linie nicht gezogen, ich verteidige mich nur, meine nackte Existenz, die von allen Seiten angezweifelt wird. Fat Acceptance ist meine Rüstung und mein Schwert um mich zu wehren. Meint ihr euer Fat Shaming wäre gesund? Meint ihr, wenn ihr euren Ekel ausdrückt ist das gesund? Das verletzt Menschen, das schadet ihrer Psyche. Aber eigentlich sind euch die dicken Menschen auch egal, nicht wahr? Wenn sie vernünftig wären, würden sie ja schließlich ordentlich Diät halten und abnehmen und euch zustimmen. But let me tell you something:

Es geht euch nichts an, ob Dicke gesund sind, oder nicht, genauso wie es euch bei allen anderen nichts angeht. Ihr habt nicht das Recht, Menschen zu bevormunden, weil sie ein angeblich ungesundes Leben führen, während ihr selbst so tut, als wäre euch verboten worden Gewicht zu verlieren, wenn ihr das wollt. Das ist nicht wofür Fat Acceptance steht. Aber auch das ist euch ehrlich gesagt auch völlig egal, nicht wahr? Hauptsache drauf dreschen und Kritik völlig verdrehen und jammern, dass sich die "ollen hysterischen Kühe" wieder aufregen, nur weil ihr eine andere Meinung habt. Wenn eine "Meinung" diskriminiert oder Diskriminierung reproduziert ist sie eben keine einfache Meinung mehr sondern - Überraschung - Diskriminierung.

Klopft euch auf die Schultern wie ihr wollt, zieht die Fat Acceptance ins Lächerliche, macht sie schlecht, verbreitet euren Hass - wir gehen trotzdem nicht weg. If you're not with us, you can kiss my fat ass.

Samstag, 4. April 2015

Keep your hate to yourself

Dickenfeindlichkeit und Diskriminierung sind etwas, dass in Medien und Alltag in verschiedenen Ausprägungen immer gern offen zeigen. Auch ich habe viel davon verinnerlicht und muss mir manche Dinge immer wieder bewusst machen und mein Verhalten reflektieren. Ich weiß nicht, ob sich irgendein dicker Mensch tatsächlich davon frei sprechen kann, (unfreiwilliger) Teil dieser Strukturen zu sein. Ein leises Stimmchen im Hinterkopf, das am hart erarbeiteten Selbstbild zweifeln lässt. Tage an denen eins sich einfach nicht wohl in der eigenen Haut fühlt. All das kommt vor und ist auch kein Weltuntergang. Die Zahl der Menschen auf der Welt, die an jedem einzelnen Tag mit sich selbst im Reinen sind, dürfte wohl verschwindend gering sein. Das Problem ist, wie damit nach Außen hin umgegangen wird. Vor allem bei Dicken gegenüber anderen Dicken.

Öffentlich negativ über den eigenen dicken Körper zu schreiben/sprechen, ist ebenfalls Fat Shaming. Indem der eigene Körper abgewertet wird, werden automatisch alle ihm ähnlichen Körper mit abgewertet und das ist auch in diesem Fall nicht okay.
Natürlich gibt es keinen Zwang, den eigenen Körper zu mögen oder zu lieben, aber dieses Verhalten verletzt andere und das ist nicht durch Selbsthass zu entschuldigen. Auch nicht, wenn es nicht die Intention war, zu verletzen. Es trägt genauso zu einem dickenfeindlichen Klima bei wie Fat Shaming und Diet Talk überall sonst. Es spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle, welche Figur die Person hat, die solche Botschaften aussendet.

Der nach außen getragene Dickenselbsthass äußert sich an verschiedenen Stellen. Ob es nun als "Ich bin auch dick, aber das würde ich niemals anziehen" neben Facebook-Fotos neuer  Modekollektionen auftritt, die nicht aus den üblichen "vorteilhaften" Tuniken bestehen, oder als "Ich bin auch dick, also darf ich das sagen" beim Abwerten dicker Körper. In body postiven Kontexten, in denen gleichzeitig vor gesundheitlichen Folgen gewarnt wird. Nach/während Gewichtsabnahme mit "Ich hab mich selbst belogen, aber jetzt tue ich was und ihr müsst das auch!" oder in jedem tadelnden Blick für ermeintlich "zu viel" gezeigte Haut.
Ich möchte nicht Menschen dafür verurteilen, weil sie sich nicht wohl fühlen, aber das negative Selbstbild auf andere zu projizieren ist durch nichts zu entschuldigen. Fat Shaming ist nie in Ordnung. Genauso wenig wie die eigenen Unsicherheiten auf andere zu übertragen und ihnen dasselbe negative Körperbild aufdrücken zu wollen. Eigene Körpererfahrungen sind nicht allgemein gültig. Weder meine, noch eure.

Einen großartigen (englischen) Text zum Status quo der Fatosphere hat übrigens Kath geschrieben. Große Leseempfehlung!

Samstag, 28. Juni 2014

Die heutige Lektion: Fatshaming

Im Idealfall sollte Schule ja ein Ort sein, der Wissen und Werte fürs Leben vermittelt. Das klappt leider nicht immer. Warum jetzt  ausgerechnet ein Schulbuchverlag eine seiner Übungen auf Fat Shaming aufbaut, übersteigt mein Verständnis.

Der Raabe Verlag versucht in einem seiner Lehrmittel das Stilmittel der Ironie zu erklären und wie würde das besser funktionieren als mit einem Beispiel, dass nicht nur diverse Klischees gegenüber dicken Menschen bedient, sondern zudem auch die Kinder (das Buch ist für fünfte und sechste Klassen vorgesehen) aktiv dazu auffordert "ironische" Beispiele zu finden Essverhalten und Gewicht/Figur zu kommentieren und abzuwerten.

Hier der Tweet von @Speckgedanken


Ich finde es ebenfalls unglaublich, dass so etwas den Weg in ein Lehrbuch findet. Es besteht anscheinend überhaupt kein Bewusstsein, dass dies problematisch sein oder als beleidigend und diskriminierend aufgefasst werden könnte. Soll das zur Auflockerung des Unterrichts dienen? Oder witzig sein? Werden solche Bücher nicht eigentlich von Pädagogen entwickelt, die dabei zumindest ansatzweise empathisch und feinfühlig agieren (sollten)?

Komplette Ahnungslosigkeit und keinen Willen zu reflektieren beweist das Social Media Team dann mit dem massenhaft verschickten nächsten Tweet. Eine Auseinandersetzung mit der vielfach an sie heran getragenen Kritik fand nicht im Mindesten statt.


Es kommt natürlich nur auf den Kontext an und das Thema ist doch schließlich Ironie und nicht Diskriminierung und etwas das Diskriminierung nicht thematisiert, kann an sich schließlich unmöglich diskriminierend sein! Schön, dass wir das geklärt haben. Vielleicht finden sich ja im Verlagsbestand auch etwas zum Vier-Ohren-Modell, das könnte helfen zu verstehen. Sachebene, Selbstoffenbarung und so. Oder Metaebene? Ich mein ja nur.

Die anderen Beispiele sind auch großartig, oder nicht? Voller Klischees, Sexismus und Abwertungen. Es ist bezeichnend, welche Beispiele hier gewählt werden. Anstatt neutrale Situationen zu finden, wird nur darauf abgezielt vermeintliches Fehlverhalten mittels Ironie abzustrafen. Es wird gezeigt, dass es in Ordnung ist, Kindern die etwas kaputt machen, oder die Lernschwierigkeiten haben mit Ironie zu begegnen. Verständnis zeigen? Wieso denn? Hässlich? Immer drauf! Und dieser dicke Mensch wagt es doch tasächlich etwas zu essen, my irony sense is tingling! (Falls es da zu Missverstädnissen kommt: Natürlich ist es das Ziel der Übung Ironie zu lehren und nicht Empathie, das Problem ergibt sich lediglich aus der Auswahl an Beispielen.)

Auf die darauffolgenden Tweets mehrerer User*innen, die weiter Kritik übten und erklärten warum die Übung problematisch ist, wurde dann auch nicht mehr geantwortet. Dafür wurde (der wenige) Zuspruch favorisiert.



Natürlich ist ein Begriff wie Fat Shaming eine schlimme Sache, die stereotype Darstellung von dicken Menschen dagegen nicht.

Letzlich tragen solche Dinge und deren unbedarfte Verwendung nur dazu bei bei Kindern Vorurteile entstehen zu lassen bzw. diese weiter zu stützen und sie tragen ebenfalls zu einem gesellschaftlichen Klima bei, in dem Menschen solche Meinungen hegen und öffentlich äußern. [TW Dickenhass]


Mit solchen und ähnlichen Aussagen sehen sich dicke Menschen bereits von Kindheit an konfrontiert. Von Seiten der Lehrmittel Diskrimierung mit solcher Unbedarftheit noch Steilvorlagen zu liefern ist grob fahrlässig. Davon dass das Schulsystem generell noch viel zu wenig auf solche Dinge eingeht und Lehrkräfte nicht ausreichend geschult werden um sachgerecht mit Mobbing umzugehen, ganz zu schweigen. 

Ironie erklären kann Raabe allerdings dann letzlich doch, nämlich in Verbindung mit ihrem Blog zum Thema "Inklusion, Heterogenität und Differenzierung".
Ich zitiere: "Eben weil wir wissen, dass Sie mit hohem Qualitätsanspruch unterrichten und dabei auch die Schwächeren nicht vergessen [...] und dass es äußerst aufwendig und anspruchsvoll ist, den eigenen Unterricht stets differenziert umzusetzen. Und weil uns an Bildung ebenso viel liegt wie Ihnen."

Vielleicht sollten sie sich das mal selbst zu Herzen nehmen, könnte helfen.

Ganz deutlich und unironisch zum Abschluss: Es gibt kein Anrecht darauf zu kommentieren wie und was andere Menschen essen, ebenso wenig steht deren Figur/Gewicht zur Debatte. Nicht ironisch, nicht ernsthaft, gar nicht.

Ganz tolle Artikel zum Thema findet ihr auch auf Kathis (@speckgedanken) Blog und auch bei Natalie.

Mittwoch, 6. November 2013

Guido, wir müssen reden!

Meine Twitterfollower wissen, dass ich hin und wieder gern Shopping Queen auf Vox mit Guido Maria Kretschmer schaue. In letzter Zeit allerdings deutlich weniger gern und das hat auch Gründe.

Diese Woche ist die Sendung auf den bisherigen Tiefpunkt zugesteuert. Es ist mal wieder Dickenwoche. Über Sinn oder Unsinn einer eigenen Plus Size Sendung kann eins sich  streiten, immerhin haben so alle Kandidatinnen ähnlich wenig Möglichkeiten, dank der mickrigen Auswahl in deutschen Innenstädten. Es ist nicht die erste Woche, in der Plus Size Kandidatinnen teilnehmen, aber bisher war es noch nie so extrem schlimm. Vielleicht sinken die Quoten, vielleicht meint die Redaktion sie müsse da mal ein bisschen Schwung rein bringen, ich weiß es nicht. Fest steht: Ich werde die Woche noch zu Ende schauen und dann erst mal eine lange, lange Auszeit von der Sendung nehmen.

Von Beginn an wurde zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit betont dass die Kandidatinnen dick sind (könnte ja vielleicht jemand übersehen...), inklusive aller Klischeebezeichnungen, jede wurde nach Essverhalten und Diäterfahrungen (inklusive thinspo-Methoden) befragt, es gab anekdotenhafte Beschreibungen von Diskriminierung, die allerdings von der Kandidatin weggelacht wurde. Das ist in den "normalen" Sendungen nicht der Fall, Essen und Gewicht werden dort höchstens im Nebensatz thematisiert. Abgesehen vom "Stylecheck" am Anfang der Sendung, bei dem Größe/Alter/Konfektions-/Schuhgröße/Gewicht aufgelistet werden und wo Guido kurz den Stil der Kandidatinnen bewertet und Tipps zu ihrem Figurtyp gibt. Auch nicht schön, aber immerhin wurde sich hier meist auf positives konzentriert. (Nachdem Guidos Buch zum Thema Figurtypen kürzlich erschienen ist, sehe ich das allerdings noch sehr viel kritischer. Das passt doch zu gut zusammen.) Diese Woche sah der Stylecheck allerdings in etwa so aus "Ab dem Knie hat sie ja echt tolle Beine und schön schlanke Fesseln. An jeder dicken Frau ist ja auch irgendwas hübsches. Die Haare, oder der Busen oder so." Danke Guido, dass ich mir jetzt irgendwas an meinem Körper aussuchen soll, das hübsch ist und dann noch sowas absurdes wie Fesseln! Auch zu sagen "In ihr steckt ja eine Dünne!" finde ich perfide und abwertend.

Die Gruppe selbst wirkt ungewöhnlich aufgekratzt und fröhlich. Das mag nun daran liegen, dass da halt 5 besonders fröhliche Frauen zusammen gekommen sind, die einen ähnlichen Humor haben und Spaß zusammen hatten, oder aber es sollte hier das Stereotyp des "lustigen Dicken" bedient werden. Dazu passen würden solche Auswüchse wie die Szene, in der die Kandidatinnen durch einen Garten gehen mit der Ansage "Lasst uns mal was zu Essen suchen!". Sie haben dann eine einzelne Erdbeere gefunden und die geteilt und mit einer großen Portion Schlagsahne gegessen. Das hat mich einigermaßen schockiert, weil eins so etwas von anderen Formaten zwar leidlich gewohnt ist, aber Shopping Queen bisher immer sehr wenig bis gar nicht gescriptet wirkte und mich normalerweise nur in Ausnahmefällen zum seufzen bringt. Die Zeiten scheinen leider vorbei zu sein.

Guidos Kommentare waren schon immer etwas scharfzüngig und tendenziell wertend und an der Grenze zum Beleidigenden. Dabei allerdings immerhin charmant und ich hatte nie wirklich das Gefühl dass die Kandidatinnen bewusst abgewertet wurden. Ich muss gestehen, ich mag Guido eigentlich sehr gern, umso trauriger finde ich das alles. Mittlerweile wirkt er allerdings zunehmend intolerant was Frauenkörper anbelangt, die nicht seinem Idealbild entsprechen. Ich kann seinen Anspruch als Designer, Frauen mit seiner Kleidung möglichst gut aussehen zu lassen zwar verstehen, aber Aussagen dass frau eine bestimmte Körperform (hint: sehr schlank) bräuchte um etwas tragen zu können, ist absolut nicht vertretbar und einschränkend. Wie er die heutige Kandidatin bewertet hat, kam es schon nah an einige der üblichen fettphoben Kommentare auf Twitter, die es bei solchen Sendungen immer gibt. Auch wenn das Kleid wirklich überhaupt nicht saß und gut aussah rechtfertigt keine Rants die letztlich die Kandidatin abwerten.
Außerdem gehen mir die Themen zunehmend auf die Nerven. Viel zu oft geht es darum zu beeindrucken, verführen, sexy zu sein. Natürlich meistens für Männer, weil wir Frauen tun ja grundsätzlich alles nur für Männer und wenn nicht, dann um andere Frauen neidisch zu machen und besser als sie zu sein. Heteronormativer Konkurrenzscheiß, bäh!

Ich bin wirklich sehr enttäuscht, weil ich die Sendung immer gern gesehen habe, aber wenn ich die Reproduktion von Vorurteilen, alberne Stereotypisierungen und Bevormundung von (dicken) Frauen sehen will, dann kann ich das nahezu überall in den Medien finden und brauche keine Sendung die mich unterhalten soll dazu.

Mittwoch, 12. Juni 2013

Nicht so waagemutig

(Entschuldigt, wenn der Text teilweise etwas harsch rüber kommt, ich habe mich etwas in Rage geschrieben und möchte voraus schicken, dass ich keine der Bloggerinnen persönlich angreifen möchte. Es geht mir lediglich um die Aktion. Falls das anders rüber kommt, tut es mir leid!)

Heute Mittag schwappte mir ein Hashtag in meine Twitter-Timeline. Wie das bei einer guten Timeline sein sollte, auch direkt kritisch hinterfragt. Es geht um #waagnis und die (vereinfachte) Idee dahinter ist, dass man seine Waage irgendwo aussetzt, ein Foto macht und sich dann lieber auf sein Körpergefühl verlässt, anstatt sich von Zahlen beeinflussen zu lassen. Genauer kann man das hier nachlesen und hier und hier und auf Twitter natürlich.

Mich hat das Ganze erstmal irritiert. Nachdem ich seit guten 10 Jahren keine Waage mehr besitze und meine persönliche Entwicklung mich schon sehr weit davon entfernt hat, dem Körpergewicht überhaupt eine größere Bedeutung als die der reinen Information bei zu messen, lässt mich dieser "mutige" Schritt eher mit den Schultern zucken. Natürlich finde ich es super, wenn jemand jetzt sagt "So, ich mach den Scheiß nicht mehr mit und klopp das Ding jetzt inne Tonne!" das ist ein guter Anfang, aber eben nicht mehr als das. Viel mehr kann ich der Aktion leider auch nicht abgewinnen.

Ich als dicke Frau fühle mich ein bisschen so, als hätten da Mädels mit anscheinend durchschnittlichem Gewicht und Kleidergröße das Rad neu erfunden und wollen mir nun erzählen, wie das jetzt so funktioniert. In dieser Form schließt es mich allerdings eher aus, als dass es mir hilft. Danke, brauch ich nicht. (Ich brauche übrigens auch keine Küchenwaage für ein gutes Leben, aber wir wollen ja nicht gleich spitzfindig werden.)

Ich ärgere mich sehr, dass nicht ein Wort darüber fällt, dass es schon lange Menschen gibt, die sich mit Body und Fat Acceptance befassen. Dass es Plus Size Blogger gibt, die für ihre Rechte kämpfen. Wir sind schon da und äußern uns! Uns hilft es nur leider herzlich wenig einfach unsere Waagen auszusetzen, noch weniger wenn man uns nicht mal erwähnt.
Mir ist durchaus bewusst, dass dies natürlich alles persönliche Beiträge sind, aber meine Lebenswelt ist nun mal eine andere. So sehr gesellschaftliche Normen für alle gelten, gelten sie umso mehr, je weniger man ihnen entspricht und gerade die werden unter den Teppich gekehrt.

Um mal auf der persönlichen Ebene zu bleiben: Dass es mir nicht hilft, liegt auch an meiner Entwicklung und meinem momentanen Standpunkt. Ich kämpfe seit Jahren mit mir und meiner Umwelt. Mein Verhältnis zu mir selbst lag jahrelang in Scherben, heute noch leider ich darunter dass mein Selbstverständnis gebrochen wurde, ich traue meinem eigenen Urteil und meiner Meinung immer noch nicht völlig. Ich fand meinen Körper immer vollkommen in Ordnung, bis mir eingeredet wurde, dass ich da völlig falsch liege und mich schämen und verstecken müsste. Am besten natürlich abnehmen, vielleicht auch einfach in Luft auflösen. Da wäre ein Punkt anzusetzen. Mach kaputt was dich kaputt macht, nicht "oh, ich höre auf mich zu wiegen".

Natürlich kann das für einen persönlich ein Ansatz sein umzudenken  und sich nicht mehr sklavisch nach den gängigen Schönheitsidealen, Gewichts- und BMI-Vorgaben zu richten, ABER es hilft nicht im täglichen Leben mehr Akzeptanz zu gewinnen. Es baut keine Vorurteile ab, es ändert keine bestehenden Strukturen, die weiterhin vorschreiben wie man auszusehen hat. Es reicht nicht aus um zu einem anderen Körpergefühl zu kommen, vor allem nicht, wenn weiter von allen Seiten Idealbilder und Vorstellungen anderer auf einen einprasseln.


Den Punkt der Essstörungen möchte ich aussparen, ich kenne mich auf dem Gebiet nicht aus, aber auch dieser Punkt wird nicht angesprochen und ich denke "wenig hilfreich" ist eine Untertreibung.

Für mich ist dieses Waagnis bestensfalls nicht zu Ende gedacht, schlimmstenfalls arrogant und exkludierend. Aber vielleicht bringt ja die Diskussion was. Ein bisschen was. Wäre schön.


Edit: 14.6.: 

Noch ein paar absolute Lesetipps von mir:

Naseweis hat sich die Mühe gemacht und hier noch einige Links zu Body/Fat Acceptance und Essstörungen zusammen getragen.

Natalies wie immer perfekt auf den Punkt gebrachte Meinung und Kritik zum/am #waagnis finden sich hier und hier

Und meine Lieblings-Mango hat es hier nochmal so allumfassend auseinander klamüsert, wie ich es niemals könnte.

Ganz toll auf unsere Kritik geht übrigens Ninia ein.

Donnerstag, 28. März 2013

FAtQ

Ernähren sich alle Dicken ungesund, sind faul und träge?

Nein. Es gibt natürlich Dicke, die keinen Sport treiben, ebenso wie Dicke, die sich nach gängingen Vorstellungen ungesund ernähren. Genauso gibt es Dicke, die sich bewusst gesund ernähren und sportlich sind. Oder ein Mischmasch aus diesen Punkten. Genau wie bei den meisten anderen Menschen unseres Kulturkreises.

Gibt es gute und schlechte Dicke?

Nein! Der Wert eines dicken Menschen ändert sich nicht, ob er/sie sich gesund ernährt (wobei die Ideen was gesunde Ernährung ist, ohnehin weit auseinander gehen) und Sport macht. Die Idee, dass man als dicker Mensch härter an sich arbeiten müsse, als als dünner ist schlichtweg Blödsinn. Niemand muss irgendetwas mit seinem Körper machen, nur weil er eine bestimmte Körperform hat.

Muss man sich nicht schämen, wenn man dick ist?

Kein Stück! Die Ursachen für Übergewicht sind vielfältig, aber keine davon ist besser oder schlechter als die andere. Muss man sich schämen, wenn man groß oder klein ist? Seine Haare färbt? Mit den Ohren wackeln kann? Eine Brille trägt statt Kontaktlinsen?  Gerne Musik hört? Nicht gerne Musik hört? Nein? Gut, warum sollte man es dann tun, wenn man dick ist?

Ich mag aber keine dicken Menschen!

(Das ist nicht mal eine Frage!)
Es gibt natürlich immer Merkmale an Menschen, die anderen Menschen nicht gefallen. Das ist grundsätzlich auch nichts schlimmes, solange man nicht versucht anderen seine Meinung aufzuzwingen, sie herab zu werten, zu diskriminieren, zu stigmatisieren, zu mobben, etc.

Warum könnt ihr nicht einfach abnehmen?

"Einfach" abnehmen gibt es tatsächlich so nicht. Für die meisten ist es ein harter Kampf gegen den eigenen Körper und sich selbst und das meistes vergebens. Diäten funktioieren nicht und am Ende hat man mehr Gewicht, als man vor der Diät hatte. Lebenslang gegen sich kämpfen oder seinen dicken Körper akzeptieren? Gesund sein kann man trotzdem.

Gibt es etwas, dass ich nicht anziehen darf, wenn ich dick bin? Muss ich Farben meiden? Kleider? Enge Schnitte? Muss man sich vorteilhaft kleiden?

Nein. Nein. Nein. Nein. NEIN! Und vorteilhaft ist Schwachsinn.

Wieso ist vorteilhaft Schwachsinn?

Weil vorteilhaft in den meisten Fällen dünner bedeutet. Sieht man mit 120kg in einem "vorteilhaften" schwarzen Sack dünn aus? Wenn das irgendein Schneider der Welt hinbekommt, verdient er einen Orden.
Vorteilhaft heißt meistens auch unscheinbar, es entspringt der Geisteshaltung, dass man als dicker Mensch gefälligst verschämt und ständig auf Diät zu sein hat. Sich nicht toll finden und laut und bunt und schräg sein darf, wenn man will. Am Ende noch selbstbewusst, wo kommen wir denn da hin?

Wieso machst du hier überhaupt Werbung für's Dicksein und stellst das in einem positiven Licht dar?

Kein einziger dicker Blogger möchte andere Menschen dazu animieren zuzunehmen. Niemand möchte seine Leser dazu verführen jetzt auch dick zu werden. Wo wäre da auch der Nutzen?
Eine positive Selbstdarstellung von dicken Menschen in größeren Rahmen ist längst überfällig. Wobei positiv trifft es da auch nicht ganz. Eine Darstellung die nicht auf Vorurteilen, Klischees, Stigma und diskriminierendem Schwachsinn basiert trifft es eher. Wir müssen davon weg kommen Dicke entweder als bedauernswerte Trauerkloße oder als lustige Spaß-Wuchtbrummen darzustellen. Wir sind normale Menschen und verdienen dieselbe Behandlung wie alle anderen Menschen auch!
Wenn die bloße Darstellung als Mensch, der Spaß an Mode, am Leben, am Essen hat und der mit sich im Reinen ist, schon solche Gedanken hervorruft, dann läuft irgendwas grundlegend falsch!

Aber man kann sich doch nicht mögen, wenn man dick ist! DAS GEHT DOCH NICHT!! UND DENK DOCH MAL AN DIE SPÄTFOLGEN!!!

Tatsächlich ist nicht in Stein gemeißelt, dass man chronische Krankheiten bekommt, überhaupt krank wird, oder früher stirbt. Zu anderen geht das niemanden außer mich selbst etwas an. Und selbst wenn: Niemand schuldet es anderen gesund und fit zu sein. Gibt es ein deutsches Wort für "ableism"?

Aber wir alle müssen doch dafür zahlen?!

Interessanterweise wird selten gesagt: "Aber du rauchst doch, wie kannst du das tun, wenn ich dann für dich zahlen muss?" Dasselbe gilt bei Menschen, die viel Sport treiben (Verletzungsgefahr), Diäten halten (ungesund und Möglichkeit eine Essstörung zu entwickeln), Menschen mit chronischen Krankheiten, etc. Warum wird ein (Leistungs-)Sportler, der seinen Körper "schindet" und evtl sogar mittels Doping den Effekt seines Trainings verstärken will gefeiert, während ein dicker Mensch sich für seine bloße Existenz rechtfertigen muss. Hallo Doppelmoral!

Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Wie kann ich mein Verhalten gegenüber dicken Menschen verbessern?

Bravo! Hier sind ein paar nützliche Tipps.
Für den Anfang begegne ihnen doch mit Respekt und wenn du dir nicht sicher bist, frag doch einfach, hör zu und lerne!


to be continued

Dienstag, 26. März 2013

Reclaim your body

Dieser Post ist in den letzten Wochen langsam gewachsen, ich habe viel daran geschrieben, viel wieder gelöscht und ich hoffe, dass ich halbwegs ausdrücken kann, was mir auf dem Herzen liegt.

Die Sache ist die, dass ich eigentlich nie wirkliche Probleme damit hatte, wie mein Körper ausgesehen hat. Als dünnes, hübsches Kind mit langen Locken schon mal gar nicht (wie oft ich gehört habe, ich würde wie eine Puppe aussehen...) und als ich dann ab der dritten Klasse pummeliger wurde, hat mich selbst das eigentlich nie gestört. So war eben mein Körper und das war auch vollkommen in Ordnung so. Doch so ab der sechsten Klasse war dann irgendwie alles anders. Die Schonzeit der Kindheit war vorbei und so blieb auch ich nicht davon verschont auf Grund meines Körper beurteilt zu werden. Traurigerweise muss ich mich wohl glücklich schätzen, dass das nicht schon vorher passiert ist. Auf jeden Fall war es von da ab irgendwie unheimlich wichtig, wie ich aussehe. Wieviel ich wiege. Welche Kleidung ich trage. Gut, ich war immer etwas schüchtern und "socially awkward", was mir den Umgang mit anderen Kindern/Jugendlichen immer etwas schwer gemacht hat, aber Fakt ist, dass sehr oft mein Körper thematisiert wurde.

Das ist heute nicht anders, nicht nur, aber vor allem als Frau sieht man sich ständig Schönheitsidealen ausgesetzt. Vorallem von Medien und Werbung wird auf uns eingedroschen. Zu dick, zu dünn, zu groß, keine perfekte Haut, zu wenig Make-up, zu viel Make-up, krumme Nase, zu viele Schönheits-OPs. Man kann nicht mal ansatzweise versuchen all diesen Idealen zu folgen, weil sie sich derart widersprechen und ständig ändern. Nicht nur, dass die Sichtweise was erstrebenswert ist und was nicht völlig subjektiv ist, sollte man zudem nicht vergessen, dass ganz ganz viele dieser Dinge von der Industrie gesteuert werden. Natürlich haben sie ein Interesse daran, dass die Menschen dünn sein wollen und versuchen möglichst schön zu sein - sie verdienen daran. Sie verdienen sich sogar dumm und dämlich daran! Das Perfide ist, dass sie es geschafft haben uns so einzuwickeln, dass wir auch noch "Hurra" schreien, wenn wieder eine neue Diät, Trendsportart, Wundermittel etc. am Horizont auftaucht.

Wenn ich mich in meiner eigenen Filterbubble (Twitter und Blogs) so umschaue, schwimme ich auf einer Welle von Akzeptanz und Verständnis. Fat Acceptance, Body Positivity, feministische Blogs - da ist sicher auch nicht alles perfekt und es gibt jede Menge Diskussionsbedarf, aber es hat mir in den letzten Monaten extrem den Rücken gestärkt und mein Weltbild erweitert.

Umso krasser und erschreckender ist es allerdings, wenn ich dann außerhalb dieser sicheren Gefilde auf Fatshaming, Bevormundung und Diskriminierung stoße. Besonders traurig finde ich es, wenn diese aus den vermeintlich eigenen Reihen kommt. Natürlich hat jeder das Recht auf seine eigene Meinung und kann mit seinem Körper machen, was er will, aber wenn dabei impliziert oder ausgedrückt wird, dass nur dies der einzig richtige Weg ist, finde ich das fatal.

Für mich bedeutet Plus Size Bloggerin zu sein, nicht nur Mode zu präsentieren und nett in die Kamera zu lächeln. Ich möchte mich hier auch nicht rechtfertigen müssen, wieso ich dick bin oder relativieren und erzählen, dass ich mich ja eigentlich total gesund ernähre und viel Sport treibe (was ich nicht immer bzw gar nicht tue). Ich finde das einschränkend und unnötig. Die politische/gesellschaftliche Komponente, ist mir mindestens genauso wichtig, wie der reine Modeaspekt.* Als dicker Mensch selbstbewusst zu sagen "Ich bin wie ich bin und muss mich nicht rechtfertigen" ist eine größere Sache, als es zunächst scheint, viele fühlen sich allein dadurch schon provoziert und meinen sie müssten das niedermachen.

Eigentlich ist es doch ganz "einfach":
Niemand hat sich dafür zu entschuldigen oder zu rechtfertigen was er ist und wie er aussieht. Niemand hat das Recht  daran Kritik zu üben und anderen seine Meinung aufzuzwingen. Niemand muss gesellschaftliche Normen erfüllen, wenn es um den eigenen Körper und den Lebenswandel geht. Die vorherrschende Meinung ist nicht immer richtig, es lohnt sich alles zu hinterfragen.
Es ist euer Körper und ihr allein entscheidet was ihr damit tut, egal wie unverständlich/dumm/ungesund/unvernünftig etc. eure Entscheidungen von anderen emfpunden werden.

Für mich sind das mittlerweile grundlegende Dinge, auch wenn ich mich nicht immer genug daran halte und teilweise vorschnell urteile, aber wichtig ist doch, dass man sich dessen bewusst ist und daran arbeitet. Seid nett und respektvoll zueinander, das ist mein etwas naives Schlusswort.


*Wobei ich tatsächlich viel zu wenig dazu in meinem Blog schreibe, weil ich finde andere können das immer viel besser, fundierter und eloquenter ausdrücken. :/